Wir fliehen, verstecken uns, suchen Tricks – alles um dem Wind zu entkommen. So hat der Kapitän und seine Mannschaft den Kurs grundlegend ändern müssen. Anstatt: Falkland – Ushuaia – Feuerland und Kap Horn – Punta Arenas – Chilenische Fjorde nahmen wir eine andere Route: Falkland – Magellan-Strasse Ost – Punta Arenas – Beagle Kanal – Ushuaia – Kap Horn – Chilenische Fjorde. So sind wir denn in Punta Arenas zu früh angekommen, aber dafür ohne grosse Wellen, die Pier war besetzt, also ankerten wir. Irgendwann am späteren Abend gab es einen riesigen Knall und Geratter, ich dachte, er hätte den Anker geworfen. Aber der Wind und die Strömung haben den Anker dem Schiff entrissen. Vielleicht liessen sich die Behörden deshalb endlich erweichen, uns am andern Morgen an die Pier zu lassen, nachdem sie einen defekten Kahn weggeschleppt haben. 

Wir wurden reichlich belohnt: gutes Wetter, super Tour. Aber auch viel happige Kost. Dass irgend ein irrer argentischer Präsident sich erhaben genug fühlte, den Befehl zu erteilen, die letzten Patagonien-Indianer auch noch auszurotten (viele starben schon an eingeschleppten Krankheiten und wegen des Wal- und Robbenfangs der Europäer, was ihre Lebensgrundlagen zerstörte), wussten wir schon. Dass in Chile dafür aber eine Familie zuständig war, die ihre Schafzucht in Gefahr sah, ist noch irrer. Sara Braun, die Gattin des Estanzieros und Schafzüchters Menéndez, bereute die Wahnsinnstat noch nicht mal auf dem Totenbett. Sie hatte ja einen Schergen, den Julius Poppen, der die Ausrottung organisierte, indem er „Ohrengeld“ für jeden getöteten Indianer bezahlte (die Mörder mussten 2 Ohren pro Toten mitbringen, um die Prämie kassieren zu können). Dafür steht ihr Palast noch immer am Hauptplatz der Stadt. Und in jedem Souvenier-Geschäft gibt es Magnete, Puppen, Masken etc. von jedem Stamm des ausgerotteten Volkes. Die, die profitieren, leiden ja nicht! Die gleiche Geschichte spielte sich übrigens auch in Feuerland ab. 

Punta Arenas

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