Unsere 7 Meilen Stiefel haben uns heute Morgen früh in Mauritius an landen lassen. Ich habe mich ja auf Mauritius nicht sonderlich gefreut – auf dieses Traumland so vieler Europäer, da der Ozean Badewannenwärme hat,  die Barbecues am Strand romantisch und die Drinks gut sind. Ich bin eher an Menschen und Pflanzen interessiert. So haben wir denn auch einen Ausflug in den botanischen Garten und ins Zuckermuseum gebucht und den wunderprächtigen Strandausflug nicht. Dafür konnten wir nach dem Ausflug im Terminal noch unsere ganzen Apps und Clouds synchronisieren in der Ankunftshalle des Terminals, in die sich dann auch die begeisterten Rückkehrer vom Strand ergossen und uns mit Euphorie ermahnten, doch noch etwas in Angriff zu nehmen!

Dem mauritischen Reiseführer wurde in seiner Zeit in Deutschlang wohl auch etwas Drill beigebracht. Der Ausflug in den botanischen Garten und das Zuckermuseum mussten in nur 3 Stunden abgehakt werden. Konkret bedeutete das, das ich ein Bild von einer Blume machte, wenn ich ihn einholte, habe ich schon wieder mind. 3 Erklärungen verpasst. Dennoch: es war eine Blütenpracht, wie wir sie auf dieser Reise noch nicht gesehen haben.

Im Bus konnte ich ihm nicht entgleiten und so sog ich dann alle seine Infos dankbar auf: Mauritius ist ebenfalls eine vulkanische Insel und wurde im Verlaufe der Jahrhunderte bevölkert. Zwei Drittel der Einwohner sind Indomauritanier –  also von indischer Abstammung, das andere Drittel sind Kreolen – das ist eine Mischung aus  den zugewanderten Afrikanern mit den andern Zugewanderten,  weisse Europäer machen nur einen ganz kleinen Prozentsatz aus, werden jetzt aber umworben mit «Retired in Mauritius», was vielleicht Mauritius zu einem kommenden Thailand machen wird. Diese  Personen werden dann wohl zu denen gehören, die 600’000 Autos auf das Insel besitzen, zwei Drittel der Bevölkerung besitzt kein Auto und die gesamte Bevölkerung zählt 1.2 Millionen Leute. Die Kriminalität soll fast langweilig sein in diesem Land, kaum existent. Polizisten mit Pistolen sehe man eigentlich nie, dafür massenweise Radarpistolen und die seien immer scharf und die Bussen extrem hoch (ein Hochgenuss für Beifahrende, null Stress auf der Strasse).  Zyklone kommen in der verheerenden Art so circa alle sechs Jahre, einen davon gab’s gerade vor zwei Monaten. Mit der Nonchalance eines Priviligierten meinte der Deutsch-Mauritier dann auch, das sei gut, dann werde mal wieder aufgeräumt. In Steinhäusern könne man dann dem Zyklon vom Fenster aus zusehen, die Blechhäuser würden halt weggewindet.  Blechhäuser sahen wir keine rumliegen, nur massenweise Äste und Blätter.  In den Blechhäusern wohnen natürlich keine Retired Europeans,  Die Nationalsprache hier ist Französisch, Englisch spricht jedeRr, und Kreolisch – ein Überbegriff für eine Sprache die zusammengesetzt ist aus einheimischen Sprachen mit der Eroberer Sprache, es gibt also auch die kreolische Sprache in der Karibik die ist dann wieder ganz anders.  Die Gesetze hat Mauritius von England behalten dürfen, die waren zuerst da.  Aber dann hat Napoleon mit seinen Truppen die Fehde gewonnen und den Mauritiern die Sprache hinterlassen.

Nach der nicht verbalen Aufforderung der begeisterten Bade- und Barbeque-Ausflügler, auch noch etwas erleben zu müssen, gingen wir zu den Taxifahrern am Ausgang des Terminals. Ausgestattet mit Ladestationen und Wlan in einem sauberen Van mit einem Reiseführer-Fahrer fuhren wir in den Norden, an allen wichtigen Punkten hielt Yaris an, erklärte uns alles und wir konnten bleiben, so lange wir wollten. Zum Schluss assen wir in einem Restaurant  direkt an der Grand Bay, assen Meeresfrüchte, Fisch und Austern, tranken das Bier von Mauritius und wurden mit dem selben Taxi wieder zurück gefahren. Der Ausflug zu viert in aller Ruhe, ohne Begleiter vom Schiff, der die Schäfchen zählen muss – und wehe man ist nicht pünktlich! – inkl. Essen nach Wahl, so lange wie wir wollten, war ein toller Start unseres ersten Freigangs!! Aber wir waren ja auch zu viert! 

 

Port Louis – Mauritius

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2. Tag

Heute trafen wir Nishad, mit seinem verbeulten und verschlissenen Taxi, den wir schon am Vorabend gebucht haben. Im Gegensatz zur Ansicht fuhr das Auto geräuschlos und ohne Probleme, der Fahrer umsichtig und sehr ortskundig. So sahen wir in 6 Stunden wirklich viel. Stressig ist so was immer, aber als Teil einer «Herde» unterwegs zu sein, erspart einem zwar das Suchen, das Bezahlen des Essens (wenn man mit einem Bündel 5 €-Noten unterwegs ist, in einem Land, wo bei Regen auch schon mal das Internet ausfällt!), aber es ist eben wie ein Schulausflug. Es war ein gemächlicher Tag mit sehr vielen direkten Infos, denn es nimmt ja sicher niemand an, dass ich wortlos neben dem Fahrer sitze! 

Nun habe ich also schon 3 Inseln im Indischen Ozean gesehen. Alle sind wieder ganz anders: Madagaskar ist so ursprünglich, unglaublich arm, die Menschen übermässig freundlich und offen oder vollständig resigniert, sie scheinen sich als Teil der Natur zu betrachten und nach ihren Gesetzen und Widrigkeiten zu leben. La Réunion, ein Département Frankreichs, mit seinen grossen Erhebungen, grünen Tälern und einer gewissen Uninteressiertheit, man ist sich Tourismus gewohnt. Irgendwie schien mir, dass sie die Plage freundlich über sich ergehen lassen und sonst ihrem Alltag nachgehen.  Und dann Mauritius: Wir sind jetzt über die ganze Insel gefahren. Keinerlei holprige Strassen, ausser sie seien gerade im Bau,  oder sie werden mit Absicht holprig entschleunigt. Das Leben muss hier paradiesisch sein für die, die Arbeit haben: Alle Rassen vermischt – ich habe gelernt, dass es neben Indo-Mauritiern auch noch Indo-Weisse oder Afrikanische und Chinesisch-Mauriter gibt – sie mischen sich alle in Frieden, gehen ihrem Glauben nach, bauen, Tempel, Moscheen, Kirchen, was es halt braucht, und reden das von ihrer Abstammung geprägte Kreolisch, das versteht der Afro-Mauritier genauso gut wie der Indo-Mauritier und wir verstehen immerhin noch das eine oder andere französische Wort darin! Man weiss also immer, worum es geht, versteht aber keinerlei Details. 

Noch eine Überlegung habe ich mir gemacht. Mauritius hat ca. 7 % Arbeitslose – die sind aber nur arbeitslos, weil sie zu faul sind – so die gängige Meinung. Der Staat zahlt ihnen keinerlei Unterstützung. Der Vorteil ist dann, dass jeder, der sich das nicht sagen lassen will, arbeitet. Im Bau, im Wald, in den Gärten, irgendwas, Hauptsache Arbeit. Wenn’s knapp wird, hilft sich die Familie untereinander. Bei uns ist man als Ungelernter ja nicht mal mehr als Heckenschneider erwünscht, Arbeitssuchende verlieren oft ihre Würde, noch bevor sie hungern. 

Wenn man so lange unterwegs ist, purzeln die Gedanken durch den Kopf und es ist schwierig in all dem organisierten Reisen etwas zu sich zu kommen, zuweilen es ja nie klar ist, wie es weiter geht. Jeden Tag gibt es wieder andere (organisatorische, vom «Fehlstart» der Amera beeinflussten Neuigkeiten. Und ich versuche, meine Gedanken und Einsichten zu ordnen und hoffe, Ende der Reise eine Bilanz ziehen zu können, für die sich die vielen anfallenden Unannehmlichkeiten lohnen.

Auf dem Schiff haben wir – ich dachte es mir fast, da ich wirklich nichts erwartet haben – recht viele interessante Personen getroffen, mit denen wir Witze machen, lachen, essen, Ausflüge machen und diskutieren können. Im Moment scheinen die Weltreisenden etwas näher aneinander zu rücken, weil das Abenteuer ja erst jetzt beginnt: Seetag um Seetag um Seetag. Witz und Lachen wird die trüben Tage erhellen müssen.