Nun segeln wir also auf den Spuren von Pedro Cabral, der 1500 im Namen der portugiesischen Krone, Brasilien entdeckte – und wie damals üblich, gleich in Besitz nahm.

Die vielen Vorträge an Bord lassen mich ein wenig die damaligen Zeiten nachvollziehen: Eroberungszüge der Gewürze wegen, später wegen Edelmetallen und anderer Bodenschätze. Und weil das immer im Namen einer Krone geschah – Pech: der Genueser Kolumbus wurde weder von Italien noch von England gesponsort, so haben sich halt die Spanier den verrückten Entdecker geschnappt. Da auch die Portugiesen grosse Seefahrer waren, musste die Welt aufgeteilt werden – wer wäre dazu denn geeigneter als der Unfehlbare in Rom? So nahm denn unsere heutige Weltordnung Gestalt an. Und auch nach über 500 Jahren geht es immer nur um eins: wer herrscht, raubt aus, wird reich und diktiert letztlich die Kulturen. Gut sind indigene Kulturen so stark, dass sie sich mit Vermischung zu eigenständigen neuen Kulturen erschaffen. Kopfschütteln über die Unbelehrbarkeit der Menschheit überkommt einen aber von Hafen zu Hafen mehr!

Wir werden wohl von Petrus persönlich begleitet. Das Wetter ist so, wie es sich jeder Entdecker gewünscht hätte, eine völlig ruhige See! Ich habe nichts dagegen. Muss ich mich doch zuerst an dieses Schiff gewöhnen, das ja so viele Vorschusslorbeeren bekam. Nun, es ist wunderbar, aber so auf dem Kopf rumgetrampelt hat mir noch niemand auf irgendeinem Schiff, wie das die Sonnenanbetenden auf dem völlig ungeschützten Sonnendeck tun. Halten den Grill wohl nicht lange aus und rennen stampfend davon. Aber ich werde mit den neu erlernten Techniken des Akupressurklopfens und japanischen Heilströmens (da gibt es Kurse, die man sich gar nicht vorstellen kann) darüber hinweghören lernen. Meine Flexibilität wird zudem herausgefordert mit den dauernd neuen Zugängen bei jeder Etappe. Jede Etappe hat Gäste mit ihren eigenen Ansprüchen. Von Genua nach Kapstadt fuhren kleine Abenteurer, von Kapstadt nach den Seychellen Badenixen und Sonnenanbeter, zurück nach den Kanaren die ganz Mutigen, die sich ohne Not auf 19 Seetage einliessen, jetzt sind solche da, die einen kurzen Vorfrühlingsausflug ins warme Südamerika geniessen möchten. Auf die weiteren Abschnitte bin ich mal gespannt, v.a. auf den ab Lima, wo das Schiff bis auf den letzten Platz gefüllt sein wird. Antizyklisch leben ist da das Zauberwort! Gilt für uns Platzverwöhnten schon jetzt. Im Gegensatz zur Celestyal sind wir hier dauernd im Dichtestress!

Kapverden – Brasilien

Zum Vergrössern bitte auf die Bilder klicken. Erklärungen und kurze Geschichten befinden sich in der jeweiligen Bildunterschrift.