Wir sind nun also in Capetown – nach Namibia im 2. Paradies auf dem afrikanischen Kontinent für Westler. Durchaus verständlich, denn wenn man sozial priviligiert ist, lässt es sich hier gut Leben. Ein Aufbau nach Plan seit Jahrhunderten, verschiedene Kolonialherren beuteten die Einheimischen aus, zuerst die Niederländer, dann die Engländer und so züchteten sie die 3. Kraft: die südafrikanischen Weissen. Wer gibt denn schon gerne seine Privilegien ab. Immerhin sind sie heute absolut gleichberechtigt, die verschiedenen Rassen und Religionen, die, die nicht gleichberechtigt wären, kommen gar nicht erst, weil sie sich da nicht wohl fühlen würden – ist auch eine Variante von Gleichberechtigung. Die wunderbaren Wohnlagen, die schönen Häuser, beste Sanitärläden, Business in Hochhäusern stehen aber im krassen Gegensatz zu den aus Karton und andern zufällig vorhandenen Materialen erstellten Hütten (Unterschlüpfen) am Strassenrand. Aber die sieht man natürlich nicht, wenn man einfach gerade aus schaut.

Und dann der Tafelberg. In der heutigen Zeit stimmt man ja per Internet und Telefon ab, was denn die schönsten Naturwunder der Welt seien. Nun denn, ich habe in der Schweiz manchen Berg gesehen, der mindestens so toll war. Gut, bei Nord-Ost-Wind fällt da kein Wolkenfall runter, aber hier hat es zur Zeit überhaupt keinen Wind!! Das Wunder wird vielleicht plötzlich erscheinen, bis jetzt hatte ich ja immer Glück.

Beeindruckend ist natürlich die Garaventa-Luftseilbahn mit drehendem Boden – nicht unbedingt für Schweizer, bei denen ja Garaventa fast ein Kulturgut ist. Die Aussicht vom Berg auf die Stadt ist mindestens zu spektakulär wie die Aussicht vom Zugerberg auf Zug. Allerdings kann der Zugerberg keine kilometerlangen Sandstrände im Tal zeigen und vom Zusammentreffen der Ozeane sieht man auch nichts. Die Pflanzenwelt ist wunderbar, hier am Kap sollen ausserordentlich viele Pflanzen wachsen. Das Klima ist sehr gut, so haben die Holländer auch sehr viele Gärten angelegt, hauptsächlich um die vorbeifsegelnden Schiffsleute mit Vitamin C zu versorgen. Sie legten massenweise Gemüsegärten an. 

Da sind wir also wieder in dieser zivilisierten Welt, in der man uns aber eindrücklich vor Dieben warnt. Offenbar geht es eben nicht allen so gut, wie wir es gerne sehen. Aber meine Korallenohrringe und mein Crystal-Travel-Rucksack sind natürlich auch keine Anziehungspunkte, da könnte ich auch in Zürich oder Basel im vollgefüllten Tram stehen, ohne bestohlen zu werden😉 Ich merke je länger ich Afrika bereise, desto mehr, mit was für Vorurteilen wir in die Welt geschickt werden. Vielleicht begreife ich es bis am Ende der Reise – sollte die dann irgendwie weiter gehen nach den Seychellen – die Wirklichkeit fernab der Vorurteile etwas besser. Ich hoffe es. 

Am Nachmittag sind wir nochmals los. Ganz klar, Kapstadt ist schön, sehr schön sogar in den Regionen, wo die Reichen, Schönen und Touristen sind. Oslo hat keine bessere Hafenstadt! Alles ist unglaublich gepflegt, ausgebaut, wunderbare Läden, Restaurants, hippe Wohnungen. Und die Stadt ist so weitläufig, dass man die Townships nur mit grösstem Aufwand oder einer geführten Tour erreichen kann. Also alles wunderbar!

Capetown

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Heute machten wir einen Ausflug ans Kap und den Pinguinen. Die Landschaft ist wunderschön, die Flora hat eine Fülle, man sagt am Kap habe es so viele Pflanzenarten wie in Grossbritannien. Wenn der Wind durch die Büsche streicht, ist das ein wunderbares Schauspiel.

Die Häuser sind eins schöner als das Andere. Townships gibt es nur fernab der Touristengruppe, manchmal erheischt man einen Blick. Und man sieht die vielen Männer, die für ein paar Münzen irgend einen Job machen, den sie sich selbst aussuchen, z.B. Parkwächter. Das kriegen sie nicht bezahlt, kriegen nur hin und wieder etwas zugesteckt. So auch Essensreste, die man im Restaurant einpacken lässt!

Ich überlege mir gerne viel, frage, was man ändern könnte, wie man es ändern könnte und komme immer am gleichen Ort an: an der geschlossenen Tür. Ich weiss es einfach nicht. Aber ich will mich nicht von der Faszination dieses schönen Landstrichs abbringen lassen. Es nützt wohl auch niemandem, wenn ich den schlecht rede!